Klar lieb ich mich!
Rosenmontag. Ich unterhalte mich am Rande des Karnevalzugs mit einem unbekannten Clown, Vater zweier Kinder, zwei und vier Jahre alt. Unter Luftschlangen, Kamelle und Kölner Karnevalsmusik rutscht das Gespräch von Ehe, Karriere, Lebenssinn über Glück und Freiraum bis ins Thema Liebe. Innerhalb von 10 Minuten und das ganz ohne Alkohol. „Letztendlich ist es am Wichtigsten, dass wir uns erst einmal selbst lieben“, sinniere ich blinzelnd in die Nachmittagssonne hinein.
„Genau!“ pflichtet mir das weiße Gesicht unter roter Perücke energisch bei. „Das predige ich auch immer wieder meinen Kindern: Wichtig ist, dass du dich selbst liebst.“
„O! Hm! Mist!“ denke ich mir und beiße mir verschämt auf die Unterlippe. Das habe ich meiner Tochter Elisa noch nie mit auf den Weg gegeben.
Später im Auto nagt mein Gewissen. An einer roten Ampel dreh ich mich zu ihr um, schaue sie an und frage: „Sag mal Elisa, liebst du dich eigentlich selbst?“
„Klar lieb ich mich selbst“, antwortet sie beiläufig. „Du liebst dich doch auch selber!“
Ups. Ähm. Naja. Da hat sie wohl recht.
Erziehung ist vorgelebtes Beispiel. „Es ist leichter, ein guter Mensch zu sein, wenn du dich in einer guten Gesellschaft befindest“, so erzählt mir Alex Michalos, der kanadische Wissenschaftler während meiner Forschungsreise. Wir haben viel mehr Einfluss auf andere Menschen, als wir denken. Allein schon durch die Art, wie wir handeln, durch das, was wir sagen. Letztendlich dadurch, was wir sind. Ihre Kinder lernen davon, wie Sie Ihr Leben führen. Ihr Managementteam verhält sich konform der Werte, die in Ihrem Unternehmen herrschen. Der Werte, die der CEO vorlebt. Wir sind alle ein Stück eines anderen. Jeden Tag. Überall. Warum sollten Sie ein Auto rein lassen? Die anderen haben es auch nicht getan? Warum sollten ausgerechnet Sie das private Essen nicht als geschäftlich von der Steuer abziehen? Andere machen das doch auch? Warum sollten ausgerechnet Sie Ihren Kindern Werte vorleben? Dafür hat man doch die Schule.
Sie und andere Menschen sind der kleinste Teil des Ganzen. Der Familie, des Teams, des Unternehmens, Ihrer Stadt, Ihres Landes.
Und jetzt bin ich neugierig. Was würden Sie denn anderen Menschen gerne mit auf den Weg geben? Ich freue mich über jede neue Idee!
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