Zufriedenheit ist nicht genug: Warum Unternehmen auf Glück setzen sollten

Mitarbeiterzufriedenheit versus Glück

Glück statt Zufriedenheit

Mitarbeiterzufriedenheit klingt gut – bringt uns aber nicht weiter. Was Unternehmen wirklich brauchen, sind glückliche Mitarbeitende: intrinsisch motiviert, kreativ und mutig. Dieser Blogartikel zeigt, warum Glück die neue Zukunftsenergie ist – und was wir dafür von Skandinavien lernen können.

Sammelt ihr bei der Mitarbeiterzufriedenheitsbefragung Top-Werte?

Ja? Dann würde ich mir echt Sorgen machen. Denn: Zufriedene Mitarbeitende sind nicht automatisch glückliche Mitarbeitende.
In Interviews höre ich oft: „Frau van den Boom, können wir nicht auch einfach über Zufriedenheit sprechen?“ – und in Artikeln, in denen ich als Glücksexpertin zitiert werde, lese ich regelmäßig: „zufriedene und glückliche Mitarbeitende“. Das klingt nett – ist aber falsch.

Glückliche Menschen sind nämlich oft unzufrieden. Warum? Weil sie gestalten wollen. Weil sie mehr wollen. Wer dauerhaft zufrieden ist, verändert nichts mehr. Und diese Haltung bringt Unternehmen und unsere Gesellschaft nicht weiter.

„Wir sind vielleicht die glücklichsten Menschen der Welt, aber wir sind nie zufrieden mit dem, was wir haben; wir streben immer danach, weiterzukommen. Und das ist eine starke Kraft in einer Organisation!“ – Peder Holk Nielsen, CEO Novozymes, Dänemark

Key Takeaways für Eilige

  • Zufriedenheit ist bequem – Glück treibt an. Wer zufrieden ist, bleibt stehen. Wer glücklich ist, will gestalten.
  • Glück entsteht durch Herausforderungen. Unzufriedenheit kann ein Motor für Fortschritt sein.
  • Mitarbeiterführung braucht Sinn, nicht Fruchtkörbe. Autonomie, Entwicklung und echte Anerkennung zählen.
  • Die Nordics machen’s vor. Skandinavien zeigt, wie Glück Kultur und Innovation stärkt.

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Glück = Veränderung, Zufriedenheit = Status quo

Glücklich sind wir, wenn wir ein Problem lösen, wenn wir etwas erreicht haben. Nicht, wenn alles wie geschmiert läuft. Denn dann dümpelt alles so dahin – ganz ohne Sinn.
Menschen, die fortwährend nach etwas sehen, das sie noch besser machen können, sind oft unzufrieden mit dem Status quo. Aber dafür super glücklich, weil sie Möglichkeiten und Chancen sehen.

Glücklicher Mitarbeiter von Volvo lacht bei der Arbeit

Zufrieden oder glücklich? Glückliche Mitarbeiter haben die Motivation zu verändern.

„Anstatt einfach auf die Resultate ihrer Arbeit zu warten, versucht jeder, den Prozess zu verbessern. Es dreht sich alles darum: Wie kann ich das besser machen? Wie kann ich etwas Neues erfinden?“ – Susanne, HR bei Scania, frisch eingereist aus den USA (Maike van den Boom, 2018, Acht Stunden mehr Glück)

Nicht umsonst wird das “Glückshormon” Dopamin auch oft als Belohnungshormon bezeichnet! Es wird ausgeschüttet, wenn wir etwas erreicht oder ein Hindernis überwunden haben.

Führungstipp

Diskutiert offen über Fehler. Bindet Menschen mit ein. Seid so transparent wie möglich, sodass Menschen eine Chance haben, unzufrieden zu sein – weil sie vielleicht bessere oder neue Lösungen haben. Genau darin steckt eure Innovationskraft.

Zufriedenheit ist träge – Glück ist lebendig

Zufriedenheit zeigt nicht, ob Menschen sich im Job wirklich wohlfühlen. Sie entsteht, wenn Erwartungen erfüllt werden. Das ist leider tricky, denn Forschungen zeigen, dass man sogar dann noch zufrieden sein kann, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Die Lösung? Wir senken einfach unsere Ansprüche!
„Ja, der Job ist nicht super prickelnd, aber es muss halt. Die Chefin ist okay, Gehalt stimmt ja auch.“

Dieses Phänomen nennt sich resignative Arbeitszufriedenheit (Bruggemann, 1974; Baumgartner & Udris, 2006).

Glück kommt von innen – Zufriedenheit von außen

In der Glücksforschung wird zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden.
Zufriedenheit ist extrinsisch: Gehalt, Eckbüro, Obstkorb.
Glück ist intrinsisch: Sinn, Begeisterung, Autonomie.

  • Typische Gedanken glücklicher Menschen im Job:
  • „Ich will verstehen, wie das funktioniert.“
  • „Das war anstrengend, aber ich habe so viel gelernt.“
  • „Ich muss das einfach machen – es lässt mir keine Ruhe.“

Du spürst vielleicht schon die Kraftanstrengung, die es braucht, extrinsisch motivierte Menschen mit in die Zukunft zu schleppen, für Neues zu begeistern? Und die Leichtigkeit und Freude, die von glücklichen Menschen ausgeht?

Tatsächlich zeigt Ricarda Rehwald in „Die glückliche Organisation“ (2017), dass Glück im Job deutlich mehr Energie und intrinsische Motivation freisetzt als reine Zufriedenheit. Die Erkenntnisse stammen aus 33 Leitfadeninterviews mit Führungskräften (ResearchGate). Mit einer zufriedenen Crew werden wir also nicht die Zukunft erobern.

Strahlende Kochlehrlinge in weißer Kleidung bei der Arbeit

So viel zu „Das war anstrengend, aber ich habe so viel gelernt.“

„Du kannst ein Unternehmen auf zwei Arten führen: Einmal so, dass du sagst, ich gebe eine Struktur vor und die Leute müssen sich einfügen, oder du entwickelst die Struktur um die Menschen herum.“ – Konstant, Implement Consulting Group, Dänemark (Maike van den Boom, 2018, Acht Stunden mehr Glück)

Sogar in Schweden, dem Vorreiterland in Gleichberechtigung, haben vor allem Mädchen dieses Problem: Sie können sich nicht vorstellen, Unternehmerin zu sein. “Es fehlen ihnen oft die Vorbilder”, so Aino Pleiner, Pressesprecherin der “Ung Företagsamhet” in Schweden. “Aber daran arbeiten wir ja jetzt!”, fügt sie lachend hinzu.

Führungstipp

Lerne dein Team kennen. Finde heraus, was sie wirklich begeistert. Und dann baue Strukturen um Menschen – nicht Menschen in Strukturen.

Glück ist Zukunftsenergie

Wir benötigen glückliche Mitarbeitende, um unsere Unternehmen und unsere Wirtschaft voranzubringen. Denn diese Menschen geben sich niemals mit dem Status quo zufrieden, denn die sind offen, kreativ, lösungsorientiert und mutig. Genau das brauchen wir heute, um die rasanten Entwicklungen und Veränderungen überhaupt noch meistern zu können, oder?

„Ich mag es, dass wir immer auf dem Weg sind. Dass wir uns hier bei IKEA fragen: Was können wir morgen besser machen als heute? Dass wir immer danach streben zu wachsen. Das macht wirklich Spaß.“ – Hanna, Produktionsleiterin bei IKEA, Schweden

Der Erfolg gibt zumindest den Nordics recht.

Sie sind die führenden europäischen Innovatoren und Spitzenreiter im lebenslangen Lernen (https://projects.research-and-innovation.ec.europa.eu/en/statistics/performance-indicators/european-innovation-scoreboard/eis-2024#/eis). Weil es glücklich macht!

Vier lachende Teamkollegen mit Laptop sitzen am Tisch

In der nordischen Arbeitskultur stehen offene Kommunikation und Lernen stehen an vorderster Stelle, wobei Fehler gelobt – nicht kritisiert werden.

Also: Traut euch bei der nächsten Mitarbeiterbefragung – fragt nach Glück.

Führungstipp:

Lass los. Gib Verantwortung dorthin, wo Entscheidungen getroffen werden – meist ganz weit draußen am Unternehmensrand. Gib Spielraum, um zu handeln und Fehler zu machen.

Bereit für die Zukunft!

In unsicheren Zeiten sind unternehmerische Fähigkeiten wichtiger denn je. Während KI viele Jobs ersetzt, bleiben menschliche Kreativität und Innovationsgeist unersetzlich.

Besonders in Deutschland haben viele Jugendliche Schwierigkeiten, ihren Weg zu finden. Die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen zu entfesseln, könnte ein Weg sein ihre Lust am Lernen zu erhalten und soziale Kompetenzen zu entwickeln.

Bei allen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sollten wir die Kraft und Kreativität der gesamten Gesellschaft nutzen. Wir alle sollten Unternehmer und Unternehmerinnen für eine bessere Zukunft sein, und damit kann man nicht früh genug anfangen.