Wir benötigen das Glücklichsein! Mehr denn je!
So wirst du wirklich glücklich!
Vortragsfolie Maike van den Boom / Credits: Lieselotte van der Meijs/imagebank.sweden.se
Was sagt uns der Weltglückstag über das Glücklichsein?
Pünktlich zum Weltglückstag ist der Weltglücksbericht erschienen. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Deutschen haderten auch im letzten Jahr mit ihrem Glück. Krisen, Krieg, ökonomische Unsicherheit und politische Rangeleien mischen sich mit diffusen Ängsten in Bezug auf die Zukunft. Das drückt nicht nur die Stimmung, sondern setzt auch unsere Gemeinschaft unter Druck. Ganz anders ist es in den nordischen Ländern, die seit Jahren zu den glücklichsten der Welt gehören.
Doch wie können wir trotz der Umstände unser Glücklichsein lernen? Was können wir von den nordischen Glücksländern über das Glücklichsein lernen?
Das diesjährige Motto des World Happiness Reports verrät uns schon die Lösung: „Caring and Sharing“ – Füreinander da sein und miteinander teilen!
Was machen die nordischen Glücksländer anders?
Im Norden wird seit jeher eine starke Gemeinschaft gebildet. Schon Kinder lernen dort, dass es wichtiger ist, zu kooperieren als zu konkurrieren. Auch im Arbeitsleben steht das „Wir“ im Mittelpunkt. Wer schon einmal im Norden war, wird den entspannten und rücksichtsvollen Umgang miteinander bemerkt haben. Und dies geht nicht etwa auf Kosten der Individualität, denn starke Gesellschaften benötigen starke Individuen.
„Wir nutzen das Beste von allen für alle“
– wie ein schwedischer Bauarbeiter mir während meiner Recherchereise zu meinem Buch „Acht Stunden mehr Glück“ erzählte.

Wir lieben Pippi, weil sie ihre Power nutzt, gute Dinge zu tun. / Credits: Lena Granefelt/magebank.sweden.se
Vertrauen als Grundlage für Glücklichsein
TILLIT – das skandinavische Wort für Vertrauen – ist der Schlüssel zum Glücklichsein und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es liest sich vorwärts wie rückwärts gleich. Und genau das spiegelt seine Wirkung wider: Wer Vertrauen schenkt, bekommt vertrauenswürdiges Verhalten zurück.
Wir neigen dazu, auf negative Nachrichten sensibler zu reagieren als auf positive. Wenn wir ständig wahrnehmen, dass die Welt schlecht ist, reagieren wir auch selbst mit Misstrauen, Angst und Abgrenzung. Das verzerrt das Bild von anderen Menschen.
Doch die Forschung zeigt: Menschen sind im Kern hilfsbereit und wohlwollend. Und das deckt sich mit dem skandinavischen Menschenbild: Der Mensch ist gut und möchte sein Bestes geben.
Spannend ist auch folgende Frage aus Umfragen im World Happiness Report: „Glaubst du, dass dein Portemonnaie wieder zu dir zurückkommt, wenn du es verlierst?“
Heraus kam: Der Glaube daran, dass ein verlorenes Portemonnaie zurückgegeben wird, macht Menschen glücklicher. Weil Ängste, die unglücklich machen – etwa vor Arbeitslosigkeit, Gewalt oder psychischen Problemen – dadurch abgeschwächt werden.
Unser Glücklichsein hängt also davon ab, an das Gute im Menschen glauben zu können. Also, mach es wie die Finnen und sieh jeden Menschen als einen Freund, den du einfach noch nicht kennengelernt hast!
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Das löst sich schon
„Das löst sich schon“ hört man oft in Schweden („Det löser sig“) und Norwegen („Det ordner seg“).
Diese Gelassenheit gegenüber dem Leben und das Vertrauen in die Zukunft zahlen sich aus. Wer Glücklichsein lernen möchte, sollte genau diese Haltung übernehmen. Denn der Mensch neigt dazu, sich Horrorszenarien auszumalen und Katastrophen vorherzusehen. Wir sind jetzt schon unglücklich, weil wir erwarten, es zu werden. Sei es, weil die Wirtschaft den Bach runtergeht oder unser Partner uns womöglich verlassen mag. Doch Studien zeigen: Wir sind viel widerstandsfähiger, als wir denken! Negative Ereignisse haben oft einen weit geringeren Einfluss auf unser langfristiges Glück als angenommen.
Deshalb: Ruhe bewahren. Durchatmen.
Glücklichsein lernen heißt, Vertrauen in die Zukunft zu haben.
Du hast die Power, etwas zu verändern!
„Ingen kan allt men alla kan något“ – Niemand kann alles, aber alle können etwas.
Du als einzelne Person hast die Kraft, Positives zu bewirken. Wie? Mit allem, was du tust. Du bist nicht nur Mitarbeiter in einem Unternehmen – du bist das Unternehmen. Du bist nicht nur Bürger in Deutschland – du bist Deutschland. Jeder von uns ist Teil der Gesellschaft und prägt sie mit. Und genau hier beginnt das Glücklichsein.
Deshalb hat auch jeder die Verantwortung, die Gesellschaft positiv zu beeinflussen. Das bedeutet: Wir sind auch zuständig sind, zu handeln. Das Verkehrsschild ist umgeweht. Wer stellt es wieder auf? Warum nicht du?
Damit sind wir sehr viel mächtiger, als wenn wir denken, dass es die Aufgabe der „Stadt“ ist. Erinnere dich: Du bist die Stadt.

Auch die kleinsten Interaktionen im Alltag können helfen, das Glücklichsein von dir und des Gegenübers zu steigern. (Simon Paulin/imagebank.sweden.se)
Wenn wir nur zuschauen, fühlen wir uns ohnmächtig. Aber sobald wir handeln, entsteht Sinn – und Sinn gibt Halt. Ob du Müll sammelst, einem Nachbarn hilfst oder dich für eine gute Sache engagierst: Jede Tat, sei sie noch so klein, stärkt deine eigene Resilienz und dein Gefühl der Selbstwirksamkeit. Und das ist neben guten Beziehungen und Vertrauen der dritte Treiber des Glücklichseins.
Wenn also dein Kind mit der verqueren Idee kommt, seinen Vorgarten in eine Bäckerei zu verwandeln und Flyer an die halbe Nachbarschaft zu verteilen oder im Sommer mit einem selbst gebauten Eiswagen durch die Stadt zu cruisen, dann muss das keine spinnerte Idee deines Sprösslings sein – sondern es ist vielleicht die beste Investition in eine erfolgreiche und glückliche Zukunft.
Glücklichsein lernen heißt auch, anderen zu helfen und gemeinsam etwas zu bewirken. Denn Glück vermehrt sich, wenn wir es teilen.
Das Prinzip des Glücklichseins
Was kannst du also konkret tun, wenn du heute zur Tür rausgehst, um dein Glücklichsein zu lernen und damit auch das Glücklichsein in deinem Umfeld zu fördern?
Das Prinzip ist super einfach.
Möchtest du etwas für dein eigenes Glücklichsein tun? Dann tue etwas für andere.
Denn wer Glücklichsein lernen möchte, fängt am besten damit an, Glück zu teilen.
Helfen und um Hilfe bitten
Anderen Menschen zu helfen, ist eine der schnellsten Methoden, um selbst glücklicher zu werden. Du kannst gestresst sein, doch in dem Moment, in dem du dem überforderten Papa hilfst, die Tomaten wieder aufzuheben, ist aller Stress verflogen. Und plötzlich scheint dir unendlich viel Zeit zur Verfügung zu stehen. Unser Körper belohnt uns mit Glücks- und Bindungshormonen wie Serotonin und Oxytocin, wann immer wir etwas für andere tun. Das Schöne ist: Derjenige, dem du hilfst, wird ebenfalls glücklicher – nicht nur, weil du ihm oder ihr etwas abgenommen hast. Viel wichtiger ist das Gefühl, dass du diese Person gesehen hast und ihr gezeigt hast, dass sie dir nicht egal ist. Und genau das ist einer der wichtigsten Schritte, um Glücklichsein zu lernen: wahrnehmen, wertschätzen und teilen.

Ein kleines Wort der Anerkennung kann Wunder bewirken! / Credits: Phia Bergdahl/Scandinav/Imagebank.sweden.se
Ähnliches gilt, wenn wir andere um Hilfe bitten! Viele glauben, dass sie inkompetent oder schwach wirken, wenn sie um Unterstützung bitten. Doch für die andere Person ist es eine Ehre! Sie bekommt die Möglichkeit, etwas Gutes zu tun, wodurch ihr eigenes Glücklichsein steigt. Zudem entsteht in Nullkommanix eine starke Verbindung. Also: Bitte um Hilfe – dann hilfst du dir und anderen! Denn Glücklichsein lernen bedeutet auch, sich auf andere einzulassen und Unterstützung anzunehmen.
Kleine Taten, große Wirkung
Wir neigen systematisch dazu, den positiven Einfluss, den wir auf andere haben, zu unterschätzen: „Ich hab doch nur ein Foto für sie gemacht.“ – „Ich hatte den Euro für den Scheibenputzer eh übrig.“ – „Ich hab sie doch nur gebeten, mir beim Einparken zu helfen.“
Doch wir sind füreinander wichtiger, als wir meistens glauben. Auch für Fremde. Experimente zeigen, dass wir regelmäßig falsche Annahmen darüber haben, wie groß die Wirkung eine positive Handlung auf einen anderen Menschen letzendlich ist. Es macht einen riesigen Unterschied! Für uns selbst und für andere.
Ein weiteres Hindernis ist der Gedanke, eine freundliche Geste müsse besonders aufwendig sein. Dabei zählt vor allem, dass wir sie überhaupt tun: eine nette Bemerkung über das Outfit eines Fremden, ein Lächeln im Aufzug, ein kurzes Gespräch mit dem Straßenmusikanten.
Mit all diesen Handlungen beeinflussen wir unsere Umgebung – und unser eigenes Glücklichsein – positiv.
Über die Autorin: Maike van den Boom ist Bestsellerautorin der Bücher „Wo geht’s denn zum Glück“ und „Acht Stunden mehr Glück“. Als Glücksforscherin und Expertin für nordische Führung hilft sie deutschen Unternehmen durch Vorträge und Trainings, mehr Glück und Innovationskraft zu entwickeln.
Lasse andere hochleben
Und zwar nicht nur an ihrem Geburtstag! „Uppåtpuffar“ nennt man das in Schweden: Komplimente geben, wann immer man etwas Positives über jemand anderen denkt. Loben, was immer man loben kann. Dinge positiv benennen und wertschätzend mit anderen umgehen. Das kann jeder von uns, egal in welcher Situation wir uns im Leben befinden.
Tief in uns haben wir alle das Bedürfnis, wichtig zu sein, gebraucht zu werden und Einfluss zu haben. Genau deshalb tut es uns so gut, wenn wir Wertschätzung erfahren – und genauso, wenn wir sie anderen schenken.
Ein ehrliches Lob, eine kleine Anerkennung oder eine positive Nachricht – sei es per SMS, in einem Brief oder persönlich vorgelesen – kann unglaublich viel bewirken.
Fazit: Glücklichsein beginnt bei dir
Ob du an der Bushaltestelle einen kleinen Plausch hältst, nach dem Weg fragst oder mit dem Kassierer im Supermarkt über das Wetter redest – suche Mikro-Interaktionen. Diese kleinen Momente können einen viel größeren Einfluss auf unser Glücksempfinden haben, als wir oft denken. Denn jedes Mal, wenn wir uns auf solche Gespräche einlassen, verbinden wir uns mit anderen Menschen.
Wir sind nicht dazu verdammt, gegeneinander zu kämpfen – wir können uns entscheiden, eine Welt zu schaffen, in der Kooperation und Mitgefühl über Konkurrenz und Misstrauen siegen.
Die wichtigste Botschaft ist: Jeder kann dazu beitragen, dass sein Umfeld glücklicher wird – unabhängig vom Glücksranking des Landes. Nächstes Jahr machen wir es zusammen besser!