Lifelong Learning: Das Geheimnis von Innovation und nordischem Glück

Darf ich vorstellen: Die Gewinner des European Innovation Scoreboards (EIS) sind wie schon viele Jahre zuvor die wilden Wikinger. Der Grund? Happy Lifelong Learning.

(Foto © European Union 2021)

Ich merke es während meiner Keynotes und in Beratungsgesprächen immer wieder: Musterschüler nerven! Besonders die Skandinavier, die tun das ganz besonders charmant. Trotz schnuckeliger rot-weißer Häuschen sind sie ganz vorne in u. a. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation. Das wurmt. 

Aber –hejfür den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie jemals in Ihrem Leben abgeschrieben haben, haben Sie es doch bei denen getan, die es in irgendetwas richtig gut drauf hatten. Wenn wir uns also ein wenig Mühe geben, neidlos auf unsere Nachbarn zu schielen, dann können wir deren Erfolge als Chance nutzen, nicht zu kopieren, aber zu lernen.

Zurück zu den Musterschülern. Alle vier Innovation Leaders, (inklusive der Schweiz) haben den größten Anteil der Bevölkerung im Alter von 25-64 Jahren, die an Aktivitäten des lebenslangen Lernens teilnimmt. Der EIS umschreibt Lifelong Learning alle Lernaktivitäten, die mit dem Ziel durchgeführt werden, Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen zu verbessern.

TAKE AWAYS DIESER EPISODE 1:

√Lead by question, not by knowledge

√Suchen und lieben Sie Unterschiede

√Reflektieren Sie und lassen Sie andere Reflektieren

√Streben Sie nach Neugierde, anstatt nach Sicherheit

√Zeigen Sie sich verletzlich

Die Liebe zum Lernen ist bei den Bewohnern des nördlichen Europas jedoch weit tiefer verwurzelt!

Die Liebe zu Lifelong Learning

Es ist ihre Bereitschaft, Neuem gegenüber aufgeschlossen gegenüberzustehen und mit ihrer eigenen Unkenntnis offen umzugehen. Der Innovationserfolg der Nordens ist gekoppelt an Lifelong Learning.

Doch immerwährend zu lernen, bedeutet auch, sich wie Sokrates einzugestehen: Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß. Also sind wir ständig Fragende, ständig Lernende, ständig Nicht-Wissende.

Foto: Länder, deren Bevölkerung an lebenslangem Lernen beteiligt ist, in Relation zum Innovationindex

Foto: Länder, deren Bevölkerung an Lifelong Learning beteiligt ist, in Relation zum Innovationsindex

War Sokrates ein Wikinger?

Die Länder des Nordens waren nie Länder der Dichter und Denker. Dafür fehlte ihnen die Zeit und die gefüllten Mägen der feudalen Klasse. Sie waren noch im 19. Jahrhundert die Armenhäuser Europas.

Doch Not macht erfinderisch und so erfand man pfiffige Langboote und bereiste die Welt. Wikinger haben andere Länder brutal überfallen. Doch sie waren auch Händler und interessiert gegenüber allem Neuen, welches sie dann mit in ihre Kultur integrierten.

Für Wikinger war die Welt schon vor 1000 Jahren „vuca“

Sie haben die Winde und Wellen genutzt, anstatt Flüsse zu begradigen. Diese Flexibilität, sich auf Neues einzustellen, ist bis heute ihr größtes Gut. Und diese Mentalität hat zu einer Kultur geführt, die sich ständig weiterbildet, deren Mitglieder ständig reifen, ständig reflektieren. Es ist eine Kultur entstanden, in der man sein Leben lang lernt und frei nach Sokrates angehalten wird zu lernen! Inhärent stellt man sich und einander ständig kritisch infrage: Ist es schlau, was wir hier tun, oder können wir es besser machen?

Das Innovieren nie verlernt

Wir alle haben das Innovieren schon in der Wiege gelernt. Nur hat es den Bewohnern des Nordens nie einer abgewöhnt. Oder aber sie haben es sich nicht abgewöhnen lassen, wie ich in meinem Buchbeitrag lebenslange Bildung auf skandinavisch: der Grundstein für glückliche Menschen und erfolgreiche Unternehmen beschrieben habe.

Deshalb gibts in Norwegen und Dänemark erst ab der achten Klasse Noten. In Schweden allerdings bereits in der sechsten. Doch die Bewertungskriterien sind äußerst weich. Denn wer mit der Klassenarbeit nicht fertig wird, der schreibt einfach am nächsten Tag weiter. Und schaut sich zwischendurch vielleicht noch mal den Stoff an.

Das ist nicht mogeln, sondern Verantwortung für das Ergebnis übernehmen. Reflektieren, gegebenenfalls noch mal lernen. Und wer das Resultat verbessern möchte, der darf die Arbeit auch einfach noch einmal schreiben.

Es gibt kein richtig oder falsch

Auch wenn ich weiß, dass mir diese Headline jetzt gleich um die Ohren fliegen wird und Pippi Langstrumpfs  „2×3 macht 4“ vehement widerlegt werden wird: Es ändert etwas tief in Ihnen, wenn Sie anfangen, die Welt ohne richtig oder falsch zu betrachten.

Deshalb lernen die Skandinavier zwar fleißig, bleiben aber mit einem Augenzwinkern auf dem geistigen Niveau eines Dreijährigen: Denn Sie fragen ständig. Hinterfragen alles. Und nehmen nichts als gegeben oder selbstverständlich hin. Und erwarten von ihrem Gegenüber dasselbe. Was so entsteht ist ein ständiges Fragen-Antwort-Hinterfragen-Pingpong, was der Fragetechnik von Sokrates recht nahekommt.

Entwicklung bedeutet sich ständig wieder zu ent-wickeln aus dem Netz von Annahmen.

Für Seefahrer ist alles ständig in Fluss. Was gestern als Annahme galt, kann im heutigen Kontext seine Gültigkeit verloren haben. Jede Entscheidung bedarf eines dauernden Updates. Denn Entwicklung bedeutet sich ständig wieder zu ent-wickeln aus dem Netz von Annahmen, Erwartungen und auch der vermeintlichen Realität.

„Out of the Box“ zu denken ist deshalb in Norden nicht angesagt. „Wir waren niemals in der Box. Wir wissen noch nicht einmal, wo diese Box ist.“, so Ola Bergstöm. Nicht, weil Skandinavier tendenziell unordentlich sind, sondern, weil jede Begrenzung, auch in Form von Noten, Boni, Beurteilungen und Zielsetzungen, der freien Entwicklung im Wege steht. Aus-innoviert!

Um keine Boxen entstehen zu lassen, versucht der Norden, so wenig wie möglich mit formalen Regulierungen oder Strukturen zu arbeiten. Stattdessen lässt er seine Bewohner frei und ermutigt sie, ihren eigenen Weg zu finden. Im Leben, aber auch im Job. Das gilt für die Arbeiter am Fließband, ebenso, wie für den Geschäftsführer. Wir müssen schließlich alle Verantwortung für unser Wachstum übernehmen um zusammen besser zu werden.

Foto: Unsicherheit, wie die Temperatur des Wassers, ist für den Norden kein Problem.

(Foto: Simon Paulin/imagebank.sweden.se) Liebe zu Unsicherheit, wie die Temperatur des Wassers, ist eine Voraussetzung für Lifelong Learning

Wir müssen die Liebe zum Lernen wieder entdecken

Nur so werden wir zu Lebensforschern und wachsen und bereichern unsere Umgebung. Denn eine Gesellschaft oder ein Unternehmen gedeiht nicht dadurch, dass alle dasselbe können und nach demselben streben. Es entfaltet sich, wenn viele einzigartige Menschen sich als vollständige Persönlichkeiten entfalten und einander dann ergänzen.

Ich helfe Ihnen gerne dabei als Sparringspartnerin.

Vereinbaren Sie doch einen kostenlosen Beratungstermin.

Oder suche Sie sich selbst einen aus.

Glücklich macht es noch dazu, muss ich jetzt als Glücksforscherin mal einfließen lassen. Denn es könnte ein möglicher Grund sein, warum alle 5 Länder (auch Island und die Schweiz), die in Lifelong Learning führend sind, auch auf den ersten 6 Plätzen des World Happiness Reports zu finden sind. Lernen scheint glücklich zu machen, da sind Prof. Gerald Hüther und ich einer Meinung.

Mache deine Umgebung mündig

Unternehmen müssen sich ständig weiterentwickeln und das tun sie, wenn sie durch freches Fragen herausgefordert werden. Mündige Menschen fragen nach. Nicht nur für sich selbst. Sie machen zusammen auch das Team mündig, das Unternehmen, die Gesellschaft.

Denn wer eine Antwort auf sein Warum erhält, der bekommt ein tieferes Verständnis für die Welt. Das ist zudem die beste Rückversicherung für Unternehmen. Darauf verweisen ich auch in unserem Whitepaper „Kann Cybersecurity glücklich machen?“, welches demnächst bei PwC für Sie zum Download bereitsteht.

Bild von Laptop mit Spruch von Ikea.

Foto: IKEA ist ein typisches nordisches Unternehmen, das Lifelong Learning seiner Mitarbeiter fördert und fordert.

Tipp für eine Kultur des Lifelong Learning: Wage die Frage!

Es lohnt sich und die typische Art des #HappyNordicLeadership Mindsets hilft ihnen dabei:

#Lead by question, not by knowledge.

Wollen Sie die Kreativität in sich selbst und Ihrem Team entfesseln, dann werden sie wieder zum Kind und stellen Sie alles mit echter Begeisterung infrage: Ist es sinnvoll, was ich jetzt tue oder kann ich das nicht schlauer machen? Oder ist gar jemand anderes schlauer?

Für mich wäre es echt eine Herausforderung, in Deutschland zu arbeiten, denn ich weiß ja auch nicht alles. Ich wäre zu bescheiden und ehrlich dazu. Wenn sich die Leute einfach zurücklehnen und fragen würden, was sie tun sollen, dann würde ich sagen: »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Was denkst du?« (Vincent, Multichannel-Transformation Manager, IKEA)*

Fragen Sie und hören Sie zu! Laden Sie Menschen ein, Fragen zu stellen und infrage zu stellen. Erweitern Sie den Kreis der Leute, die Sie nach ihrer Meinung fragen, auch, wenn sie nicht vom Fach sind.

Foto eines Postest mit Text: Warum nicht vergessen. Wichtig für Lifelong Learning

Foto: Fragen macht glücklich.

#Suchen und lieben Sie Unterschiede.

Ermutigen Sie Meinungsaustausch. Urteilen Sie niemals. Kommunizieren Sie glaubhaft, dass auch Sie infrage gestellt werden dürfen. Schaffen Sie ein psychologisch sicheres Umfeld, in dem alle doofen Fragen und alle abwegigen Ideen auf den Tisch gelegt werden dürfen. Sodass alle sie gemeinsam betrachten können und jemand anderes dadurch auf neue Ideen kommt.

Mein Manager geht bei jeder wichtigen Entscheidung um den Tisch herum, tippt jedem auf die Schulter und fragt: »Was ist deine Meinung? Sollten wir diese, diese oder diese Entscheidung treffen?« Klar muss er letztendlich entscheiden, aber er involviert jeden, und das macht die Arbeit sehr spaßig. Dass von dir erwartet wird, etwas beizutragen, dass von dir erwartet wird, deine Meinung zu sagen. Es gibt kein richtig oder falsch. (Peter, Tobii AB)*

#Reflektieren Sie und lassen Sie andere Reflektieren.

Achten Sie auf Ihre eigenen Reaktionen und die Ihres Umfeldes. Beobachten Sie. Reagieren Sie mit Stille. Oder einem typischen schwedischen „Åhhh – Stille (minimal 3 Sekunden) – Jaaaaa – Stille“. Damit jeder seine Gedanken ordnen kann und in sich hinein horchen kann.

Ich habe in Deutschland oft erlebt, dass Führungskräfte enorm nach vorne streben. Sie wollen so viel erreichen, aber man braucht diese Zeit, um zu reflektieren und sich zu fragen: Was mache ich hier eigentlich? Was können wir anders machen? (Christian, Ex-TUI Vorstand Deutschland, jetzt CEO der Stockholmer Messe)*

#Zeigen Sie sich verletzlich.

Sollten Sie sich dumm oder verletzt fühlen, dann kommunizieren Sie es auf Vorstandseben genauso wie in der Produktion. Ermutigen Sie andere, es Ihnen gleich zu tun. Das führt zu radikaler Transparenz und Offenheit, die ein vertrauensvolles Umfeld schafft in der Menschen immer mehr wagen, sich zu zeigen und einzubringen.

„Wenn du als Vorgesetzter niemals zeigst, dass du verletzlich sein kannst, wenn du da stehst und alles weißt, dann bist du der Untouchable, der Unantastbare, dann verbinden wir uns nicht.“ (Christl, Mitglied des Vorstands, Skanska AB)*

#Streben Sie nach Neugierde, anstatt nach Sicherheit.

Sammeln Sie Informationen, suchen Sie keine Bestätigung Ihres Wunsches, Ihrer Annahme oder Ihres Nutzens. Nur so entwickelt sich eine offene Kultur, in der wir ständig voneinander lernen und uns gegenseitig helfen können, besser zu werden.

Ich glaube, der Tag, an dem du aufhörst neugierig zu sein, ist der Tag, an dem du dein eigenes Grab schaufeln kannst. (Monica, Vorstandsmitglied IKEA Centres, Malmö, Schweden)*

Auf diese Weise entsteht eine Kultur des Lifelong Learnings, die die Einzigartigkeit der Menschen nutzt. Ihre Aufgabe ist es dann nur noch, diese unterschiedlichen Bausteine so zu kombinieren, dass jeder sich in seiner Einzigartigkeit ergänzt.

Ich helfe Ihnen gerne dabei als Sparringspartnerin.

Vereinbaren Sie doch einen kostenlosen Beratungstermin.

Oder suche Sie sich selbst einen aus.