Happy Nordic Leadership bei der Polizei
Warum befasst sich die Polizei mit Themen wie Glück oder Happy Nordic Leadership?
Das frage ich Martin Mauri, Leiter des Studiengebietes Sozialwissenschaften und Führung an der Polizeiakademie Niedersachsen.
Er hatte mich im Januar 2023 eingeladen, die facettenreiche Veranstaltung „Führung im Wandel“ mit nordischen Impulsen zu bereichern. Anwesend waren um die 200 Teilnehmer aus dem Top-Management der Polizei.
Warum beschäftigt ihr euch mit diesem Thema, Martin?
Themen wie „Generation im Wandel“ oder „Digitalisierung“ sind wichtige Themen, die wir behandelt haben. Worte wie „glückliche Menschen“ oder „Stärkenorientierung“ muten dagegen etwas exotisch an. Allein deshalb wecken sie schon großes Interesse.
Zudem wenden wir auch bei der Polizei Erhebungsinstrumente wie Mitarbeiterbefragungen an. Da zeigt sich oft eine u-förmige Verteilung, was das Stresserleben angeht. Man sieht eine deutliche Korrelation zwischen Menschen und Aufgaben. Wenn MitarbeiterInnen Aufgaben erledigen, die ihnen liegen, ist auch das Stressempfinden viel niedriger.
Sauna-Allegorie: Ausschnitt aus einer Keynote auf der Zukunft Personal
Und da ist es wichtig, zu wissen, was den oder die Einzelne/n bewegt.
Genau, aber auch deine Allegorie mit der „Sauna“ ist bei mir hängen geblieben. Wie bekomme ich Menschen dazu, etwas tun zu wollen oder Neues zu wagen?
Schließlich sind MitarbeiterInnen, die auch im Job glücklich sind, weniger krank, effektiver und effizienter.
Ob wir jetzt mit Happy Nordic Leadership Organisationen beraten oder ich eine Keynote halte. Wichtig ist es, dass diese Impulse aufgegriffen werden und lange nachwirken. Wie macht ihr das?
Wir sehen uns als den Impulsgeber für das Bundesland.
Warum es uns geht, ist einen Mind-Shift in der Führungsriege der Polizei zu bewerkstelligen. Wenn wir täglich im Kleinen etwas verändern, wird sich mittelfristig Großes bewegen.
„Schwedisch führen“ ist jetzt ein geflügeltes Wortpaar in den Wandelgängen geworden.
Martin Mauri
Jan Carlzon, der ehemalige CEO von SAS, schrieb schon 1984 in seinem Buch: „Wenn sich die Gesellschaft verändert, müssen sich auch die Unternehmen mitverändern.“ Hat die Polizei hier einen besonderen Auftrag?
Ich denke, dass die Polizei durchaus eine Schnittstelle mit den privatwirtschaftlichen Unternehmen hat. Themen wie „War for talents“ oder „Arbeitgeberattraktivität“ sind Themen, die auch uns betreffen. Bis vor Kurzen schlossen wir gerne Gespräche mit einem „Warum sollten wir und für Sie entscheiden?“ ab. Jetzt hörten wir letztens zum ersten Mal die Gegenfrage: „Warum sollte ich mich für euch entscheiden?“.
Wenn sich die Welt verändert, müssen wir nicht nur reagieren, sondern wie wir in der Polizei sagen „vor die Lage“ kommen.
Im Moment scheint es so, dass sich viele Unternehmen gezwungen fühlen, alle Wünsche zu erfüllen, damit die Mitarbeiter kommen und auch bleiben. Homeoffice ist so ein Thema. Wie geht ihr damit um?
Erst einmal haben wir seit dem 1. Oktober 2022 den Erlass, dass Mitarbeiter ohne Angabe von Gründen bis zu 40 % im Homeoffice arbeiten können, wenn nichts Dienstliches dagegenspricht. Wenn eine Führungskraft dies nicht zugestehen möchte, dann muss sie dieses begründen.
Ich denke, das sollte man individuell betrachten. In Stabsabteilungen ist es sehr viel sinnvoller, einfach mit der Kaffeetasse in die andere Abteilung zu gehen als einander mit 1000 Mails zu bombardieren. Ein Ermittler kann auch zu Hause die Akte durcharbeiten. Die Lösung hierzu liegt im Dialog und im gegenseitigen Geben und Nehmen.
Das klingt schon mal sehr nordisch.
Wie sorgt ihr dafür, dass die neuen Ideen auch im täglichen Miteinander bleiben?
Die Ergebnisse der Veranstaltung werden im Intranet veröffentlicht. Und in die einzelnen Dienststellen getragen. Ich selbst habe kleine Zettel, die ich immer mit in die Besprechung nehme, um mich selbst und andere daran zu erinnern, über neue Themen zu sprechen.
„Schwedisch führen“ ist jetzt ein geflügeltes Wortpaar in den Wandelgängen geworden.
Was sind denn jetzt die Vorteile eines solchen Tages?
Bei uns war es früher normal zu sagen: „Nicht kritisiert ist gelobt genug“. Das wächst sich so langsam aus. Das Individuum ist jetzt mehr im Mittelpunkt. Mensch und Aufgabe müssen passen.
MitarbeiterInnen werden nicht mehr als Vollzeiteinheit betrachtet, sondern als ganzheitliche Individuen privaten Bedürfnissen, Stärken und Schwächen.