So was von Banane!
Da sitze ich also, zwischen lauter schwedischen Eltern an meinem ersten Elternabend der Klasse 6C in einem Vorort von Stockholm und verstehe mal wieder kein Wort. Das mit der sprachlichen Integration hat bei mir noch nicht so ganz geklappt. Gut, wir sind ja auch erst seit sechs Wochen in Schweden. Aber eins verstehe ich: Man redet über’s Essen. Man ist unzufrieden über die Qualität des Essens.
Das ich nicht lache! Und wenn ich jetzt ein bisschen besser Schwedisch könnte, würde ich den sympathischen Eltern erzählen, dass meine Tochter seit vier Wochen jeden Tag strahlend nach Hause kommt und mir über die ausgezeichnete Qualität der Malzeiten berichtet. Ich weiß, dass die Pfannkuchen etwas salziger schmecken als in Bonn, aber irgendwie saulecker. Und der Apfelmus ist frisch gemacht, Mama. Ich weiß, dass das Gemüse knackig frisch ist, und die Soße so was von lecker!
Essen ist wichtig!
Und deshalb steht auch in der sechsten Klasse Montag Morgens Kochunterricht auf dem Stundenplan. Die Kinder backen Bananen-Muffins, Obstsalat und Brot und lernen alles über Hygiene und die richtige Zubereitung.
Naja. Braucht ein zukünftiger Manager solch ein Wissen?
Darf ich mal anders fragen?
Benötigt ein zukünftiger „was auch immer“ vielleicht gerade solch ein Wissen?
Zurück zu den unzufriedenen schwedischen Eltern. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ich einen Nordländer darauf anspreche, ob er überhaupt weiß, wie unglaublich verwöhnt sie hier sind mit ihrem Wohlfahrtsstaat und den hohen Steuern. Spätestens dann ernte ich ein verschämtes Grinsen und zögerliches Nicken. Da sieht man wie hoch die Latte in Skandinavien hängt. Hier ist Essen die Grundlage für einen gelungenen Start in den Tag, durch den Tag und wahrscheinlich auch bis hinein in die tiefe, dunkle, skandinavische Nacht.
Ich denke, die Arbeitsumgebung ist extremst wichtig. Guter Kaffee, gutes Essen. (Lachen) Das ist der Schlüssel dazu, Menschen glücklich zu machen. Wenn es richtig gutes Essen ist und richtig guter Kaffee, dann macht es dich glücklich. Und das baut eine Menge Barrieren im Kopf ab, denn du bist voll freudiger Erwartung, ein leckeres Mittagessen genießen zu können. Und ich kann wirklich sehen, wie das unsere Mitarbeiter beflügelt, dass unsere Köche hier einen fantastischen Job machen. Jeden einzelnen Tag. Es inspiriert Menschen über die Darbietung des Essens zu reden und über den Geschmack der Speisen. Das reicht ganz tief bis an deine Emotionen. Es geht um Geschmack und wie du das Essen visuell wahrnimmst, wie du das Essen im Körper wahrnimmst. Also ich denke, es ist eine sehr gute Grundlage für jegliche Art der Diskussion, denn je glücklicher die Menschen sind, desto engagierter sind sie.
Wer Mist gibt, wird Mist ernten!
Das Wichtigste, das wir unseren Kindern mitgeben können, aber auch unser Mitarbeitern, ist ein gutes Essen. Gesundheit steht in den skandinavischen Ländern generell ganz oben auf der Agenda. Hier tut man alles dafür, damit sich die Mitarbeiter, die Kinder und die Kunden, gesund und wohl fühlen. Und dazu braucht man keine Erziehungsmaßnahme. Man stellt die Vitamine einfach irgendwo hin. Deshalb, nicht erstaunt sein, in vielen schwedischen Supermärkten, findet man dieses Angebot:
Freie Früchte für freie Kinder. Freie Früchte aber auch für freie Mitarbeiter. Deshalb steht in jedem skandinavischen Unternehmen ein Fruchtkorb. Oder Obstkorb, wie auch immer. Wichtig ist, dass Vitamine drin sind. Im Baukontainer genauso, wie in den 16 Etagen des Bürogebäudes, zwei Körbe per Etage minimal. Was für eine Logistik! In der Variante Basics: Banane, Äpfel, Mandarinen oder total durchgeknallt mit Feigen, Mango, Kiwi, Maracuja … Klar, mens sana in corpore sano, wenn ich jetzt mal ganz Unschwedisch mit meinen Lateinkenntnissen auftrumpfen darf. Kurz: In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Gut. Das wussten wir schon vorher.
Doch das erste, was deutsche Unternehmen gerne machen, wenn sie den skandinavischen Markt betreten ist, diesen überflüssigen Firlefanz-Kostenfaktor abzuschaffen. Damit lassen sich immerhin zehntausende Euros sparen. Der Schuss geht allerdings nach hinten los. Denn bald hat er damit auch seine Mitarbeiter abgeschafft, denn Gesundheit ist ein Grundrecht in Schweden, Norwegen und Dänemark. Wer mir den Obstkorb wegnimmt, der zeigt mir ganz klar: Ich kümmere dich nicht.
Kümmern uns die Kinder in unseren Schulen nicht?
Es ist doch – so logisch.
Stattdessen aber bekommt man in vielen deutschen Schulkantinen und Betriebsrestaurants eher zerkochte Speisen lustlos auf einen Teller geklatscht. Es ist oftmals zu viel und sicher keine Quelle von Energie und Leistungsfähigkeit. Sondern eher etwas was uns, wie die eingenähten Wackersteine beim bösen Wolf und den sieben Geißlein, für den Rest des Tages hinunterzieht.
Das ist echt nicht schlau. Denn wir wollen ja keine körperliche Hülle, sondern den regen Geist unserer Kinder in der Schule. Unserer Mitarbeiter in den Unternehmen. Auch gerne den regen Geist der Führungsetage. Schadet ja nicht, wenn der CEO mit dem Praktikanten erst mal herzhaft in den Apfel beißt.
Gesunde Ernährung. Pausen. Sportliche Betätigung gehören zur Arbeit.
Das sind alles Dinge, die dafür sorgen, dass die Menschen sich nicht durch den Tag hangeln, sondern energetisch arbeiten und vor allem leben. Es sind Dinge, die wir in Menschen investieren, für die wir uns entschieden haben. Für diese Menschen tragen wir Fürsorge und sie sollen uns auch lange Zeit erhalten bleiben. Nachhaltigkeit ist Investment in gesunde Mitarbeiter. Nachhaltigkeit einer Gesellschaft ist Investment in gesunde Kinder.
Ja.
So.
Und glücklich macht es auch.
Finde ich. Was finden Sie?
P.S.: Übrigens, falls Sie Ihren Mitarbeitern und Kunden mehr Erkenntnisse zum Thema skandinavische Gesundheit im Job schenken wollen… Einfach anrufen: +49 40 226 161 160 oder hier Eindrücke sammeln.
Sehr interessant! Habe zwar keine schulpflichtigen Kinder mehr, aber gesundes Essen generell ist fuer Kinder jeden Alters sehr wichtig!!!
Dank dir für deine Reaktion Ulla. Aber nach den Kindern kommen ja die Enkelkinder. Lasst uns die kommenden Generationen für die Zukunft rüsten. Sie zwar nicht auf Händen tragen, denn ein wenig Hinfallen ist gut für’s Selbstvertrauen, aber zumindest ein wenig stärken. Denn zum Aufstehen braucht der Knirps und das Pubertier eine Menge Energie.